Klärungshilfe ist eine spezialisierte Methode der Mediation, um tiefliegende Konflikte anzugehen. Die Methode basiert auf der Erkenntnis, dass Konflikte oft auf unverarbeiteten Emotionen beruhen. Diese können nicht allein durch sachliche Diskussion gelöst werden. In der Klärungshilfe werden daher insbesondere die schwierigen Gefühle auf konstruktive Art und Weise aufgenommen und geklärt.
Es geht darum, die Gesamtsituation in all ihren zwischenmenschlichen Facetten zu erfassen und daraus Lösungen zu entwickeln. Die Methode beruht auf den drei Bausteinen "Vergangenheit verstehen" - "Gegenwart klären" - "Zukunft planen". Die Klärungshilfe dauert in der Regel eineinhalb bis zwei aufeinanderfolgende Tage.
Klärungshilfe kann in allen Lebensbereichen eingesetzt werden, zum Beispiel in Unternehmen, in Verwaltungen, in Schulen sowie in Familien. Bei der Klärungshilfe in Teams ist es zwingend, dass die zuständige Führungskraft die Verantwortung für den Entscheid zur Klärung übernimmt und Teil des Prozesses ist. Getreu nach dem Motto: Konflikte sind Chefsache.
Die Klärungshilfe folgt einem strukturierten Ablauf, der den Beteiligten Sicherheit gibt. Die klaren Phasen – von der emotionalen Klärung bis zur gemeinsamen Lösungserarbeitung – sorgen dafür, dass nichts überstürzt wird und alle wichtigen Aspekte des Konflikts bearbeitet werden. Der Klärungshelfer/die Klärungshelferin ist der Vertraulichkeit verpflichtet und ist zuständig für den Prozess. Ziel ist es, dass die Teilnehmenden miteinander in den Dialog kommen, dadurch ein tieferes Verständnis ihres Konfliktes erlangen und daraus in der letzten Phase auf ihre Themen individuell zugeschnittene Lösungen erarbeiten.
Als erstes wird eine Auftragsklärung vorgenommen. Darin gilt es, den Konflikt zu verstehen und zu erkennen, ob Klärungshilfe in der geschilderten Situation die richtige Methode zur Konfliktlösung ist. Es muss geklärt werden, wer alles in den Konflikt involviert ist und wer der Auftraggeber/die Auftraggeberin ist. Wichtig ist auch, die Methode zu erklären, insbesondere, dass dabei die schwierigen Gefühle angesprochen werden - dfür muss die Motivation vorhanden sein. Weiter wird der Ablauf erklärt und die Rahmenbedingungen vereinbart (Zeit, Ort, Honorar).
In der Anfangsphase wird den Teilnehmenden einen kurzen Überblick über die Methode und die Rolle des Klärungshelfers/der Klärungshelferin gegeben und zusammengefasst, warum die Klärungshilfe als Methode ausgewählt worden ist und was das Ziel ist. Es wird angesprochen, wie der Prozess organisiert ist und welche Spielregeln gelten. Ziel ist es, optimale Arbeitsbedingungen mit einem wertschätzenden und würdigenden Rahmen zu schaffen sowie Widerstände abzuholen und aufzufangen.
In der Phase der Selbstklärung beginnt der Einstieg in die Konfliktinhalte. Die Teilnehmenden werden dazu aufgefordert, eine Skizze zu erstellen, die ihre höchst individuelle Sicht des Konflikts abbildet. Die Skizze wird anschliessend dem Plenum vorgestellt. Jeder Teilnehmende kann frei sprechen. Die Inhalte werden noch nicht kommentiert oder diskutiert. Die Aufgabe des Klärungshelfers/der Klärungshelferin ist, die wichtigsten Themen aus dem Konflikts zu erkennen und für sich zu notieren. Das gilt sowohl für sachliche als auch für emotionale Thematiken. Als Abschluss dieser Phase erstellt der Klärungshelfer/die Klärungshelferin eine übersichtliche Darstellung der relevanten Themen im Konflikt und stellt diese den Teilnehmenen vor.
Der "Dialog der Wahrheiten" ist die Kern- und zugleich die schwierigste Phase im Prozess der Klärungshilfe. Sie umfasst rund die Hälfte der für den Prozess der Klärungshilfe einkalkulierten Zeit. In dieser Phase bringt der Klärungshelfer die sich widersprechenden Sichtweisen miteinander in Kontakt. Die Parteien führen einen Konfliktdialog, den der Klärungshelfer begleitet und vertieft und dabei dafür sorgt, dass das Gespräch nicht eskaliert oder abstirbt. Es geht darum, bei den einzelnen wichtigen Konfliktthemen seine Empfindungen möglichst vollständig auszudrücken.
In dieser Phase schneidet der Klärungshelfer den Gesprächsfaden zwischen den Beteiligten ab und erklärt, wie er/sie den Konflikt von aussen sieht. Das Konfliktgeschehen wird zusammengefasst und sachlichen und emotionalen Inhalte zu einem Gesamtbild gefügt. Es werden dabei keine Schuldzuweisungen und keine Einteilung in Gut und Böse gemacht. Ziel ist, dass bei den Beteiligten ein Gemeinsamkeitsgefühl entsteht und sie die Situation als Ganzes erfassen. Anschliessend ist die Gruppe bereit, selbständig an möglichen Lösungen zu arbeiten. Die Lösungen müssen klar umsetzbar und beobachtbar sein.
In der Abschlussphase wird Rückschau gehalten auf den Prozess und die Offenheit und Bereitschaft zur Teilnahme gewürdigt. Die Klärungshilfe wird damit abgeschlossen, und der Blick richtet sich in die Zukunft mit der Frage "Wie wollen wir verbleiben?". Hausaufgaben werden verteilt und die offenen Themen zurück in die Runde gegeben. Ausserdem wird vereinbart, wie über das Geschehene im Umfeld der Teilnehmenden berichtet wird. Wichtig ist auch das Feedback: Was ist gut gelaufen? Was weniger?
Es empfiehlt sich, nach dem Prozess der Klärungshilfe einen Nachsorgetermin zu vereinbaren. Die Nachsorge sichert die nachhaltige Umsetzung der vereinbarten Lösungen. Sie begleitet die Beteiligten bei der Umsetzung und hilft, offene Punkte oder neue Konflikte frühzeitig zu klären. Auch die Stärkung der erworbenen Fähigkeiten zur Konfliktlösung steht im Fokus, um eine langfristige Verbesserung der Kommunikation sicherzustellen. Ziel ist es, Eigenverantwortung und proaktiven Umgang mit zukünftigen Konflikten weiter zu stärken.
Klärungshilfe eignet sich sowohl für Konflikte in Teams wie als auch zwischen zwei Personen. Sie kann in allen Lebensbereichen eingesetzt werden, zum Beispiel in Unternehmen, in Verwaltungen, in Schulen sowie in Familien. Sie ist insbesondere geeignet für spannungsgeladene Konflikte und sowie Streitigkeiten, die bereits länger andauern und festgefahren sind. Voraussetzung für eine erfolgreiche Durchführung ist, dass im Falle eines Teamkonflikts die verantwortliche Führungskraft den Prozess unterstützt und ebenfalls an der Klärung teilnimmt.
Klärungshilfe ist eine professionelle, seit Jahrzehnten erprobte und fehlertolerante Methode der Vermittlung zwischen Konfliktparteien. Sie führt zu Lösungen, die langfristig Bestand haben, weil sie auf einem tieferen gegenseitigen Verständnis basieren und die Empathie fördern. Mit der Methode der Klärungshilfe entsteht ein klares Bild der gegenwärtigen Konfliktsituation, indem die schwierigen subjektiven Wahrheiten angesprochen werden. Damit verbunden sind insbesondere die schwierigen subjektiven Gefühle. Die Devise lautet: "Was angesprochen wird, kann verändert werden".
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